Ich hatte im Lauf meiner Karriere häufig die Möglichkeit, erfolgreichen, inspirierenden und starken Frauen zu begegnen. Egal, ob es sich dabei um Weltklasse-Athletinnen, bis unter die Haarspitzen motivierte junge Entrepreneurinnen oder um erfahrene Kolleginnen handelte – ich konnte von jeder von ihnen etwas lernen. Nur eines war für mich schon sehr früh offensichtlich: Erfolge und herausragende Leistungen von Frauen finden in der Gesellschaft und in den Medien viel weniger Beachtung als wenn sie von Männern kommen.
Die Geburt der "Female Success Stories"
Als jemand mit einem ausgeprägten Sinn für Fairness, ärgerte ich mich über die mangelnde Sichtbarkeit weiblicher Leistungen und nahm mir vor, im Rahmen meiner Möglichkeiten zu versuchen, aktiv etwas dagegen zu tun. Mein Engagement im österreichischen Frauen-Fußball, bei dem ich vor allem versuchte, den Sport in den Medien zu pushen, war nur ein kleiner Mosaikstein. Als ich im Mai 2022 bei der Verleihung des Grazer Frauenpreises im Publikum saß, staunte ich nicht nur über die vielen tollen Projekte und Initiativen, die Frauen im abgelaufenen Jahr ins Leben gerufen hatten, ich wunderte mich auch sehr darüber, dass ich gefühlt nur einer von drei Männern war, der den Weg auf die Schloßbergbühne „Kasematten“ gefunden hatte. Und wieder machte sich bei mir das Gefühl breit, dass hier etwas falsch lief. Denn tolle Leistungen gehören meiner Meinung nach von allen wertgeschätzt, egal, ob sie von Männern oder Frauen stammen.
Langsam, aber sicher formte sich bei mir eine Idee. Der beste Weg, um Erfolge von Frauen sichtbarer zu machen, ist ihnen eine Bühne dafür zu geben. Und nachdem ich im Vorjahr im Rahmen der Organisation des „Sport-Talks“ im Unicorn Graz gesehen hatte, dass mir Eventmanagement noch immer große Freude bereitete, hatte ich bald eine Idee für eine Veranstaltung im Kopf, die ich rund um den Weltfrauentag 2023 auf die Beine stellen wollte. Und zwar wollte ich erfolgreiche Frauen aus den Bereichen Sport und Wirtschaft gemeinsam aufs Podium bringen, um herauszufinden, mit welchen Herausforderungen sie in ihren Karrieren konfrontiert waren und in welcher Beziehung beide „Welten“ zueinander standen. Die Grundidee war also geboren, wäre aber ohne die tatkräftige Unterstützung einer starken weiblichen Persönlichkeit aus meinem Umfeld nicht realisierbar gewesen.
Wie es der Zufall wollte, traf ich bei einer Veranstaltung im Spätsommer 2022 auf Julia Oswald, mit der ich vor vielen Jahren zusammen auf der Uni Graz in einigen Anglistik-Kursen gesessen war. Die inzwischen zweifache Mutter hat es sich zur Mission gemacht, Erfolge von Frauen sichtbarer zu machen und zwar tut sie das in Form ihres österreichweit renommierten Podcasts „Lunch Break Stories“, bei dem sie regelmäßig inspirierende Unternehmerinnen vor das Mikrofon holt. Als ich Julia Anfang 2023 von meiner Event-Idee erzählte, brauchte es weniger als eine Zehntelsekunde bis sie sagte „Tolle Idee, da bin ich sofort dabei!“ Was folgte waren zwei Monate konzentrierter und fokussierter Arbeit, um das Event zu planen, einen Veranstaltungsort zu fixieren, Sponsoren an Bord zu holen und die passenden Teilnehmerinnen für die Podiumsdiskussion zu finden. Aber bald war klar: Die „Female Success Stories: Erfolgreiche Frauen in Sport und Wirtschaft“ würden am Donnerstag, dem 9. März um 19 Uhr im Grazer Lendhafen bei freiem Eintritt ihre Premiere feiern.
„Frauensport ist nicht die nervige, kleine Schwester des Männersports“
Im Rahmen der Veranstaltung, die den Lendhafen bis auf den letzten Platz gefüllt hatte, teilten inspirierende Frauen wie Barbara Muhr (Vorständin MCG Graz und Präsidentin STTV und ATC), Anna-Theresa Lallitsch (ORF-Sport-Moderatorin), Simona Koren (Ex-ÖFB-Legionärin), Martina Hatzl (CFO, MPG The Eyewear Company), Cornelia Leban-Ibrakovic (Ex-Turniertänzerin & Inhaberin der Tanzschule „Conny & Dado“) und Monika Fuchs (Head of Human Resources, Merkur Versicherung) ihre Erfahrungen mit dem interessierten Publikum.
„In der Sportberichterstattung liegt der Fokus zu 70% auf Männersport, vom globalen Sport-Sponsoring-Budget gehen gerade einmal sieben Prozent an Frauen. Mitunter wird Frauensport noch immer als die nervige, kleine Schwester des Männersports bezeichnet. Um eine Gleichstellung zu erreichen, muss sich dieses Bild in der Gesellschaft und in der Medienlandschaft ändern und deshalb bin ich dankbar, dass dieses wichtige Thema hier eine Bühne bekommt,“ so Anna Majcan, Geschäftsführerin des Grazer Frauenrats in ihrer Eröffnungsansprache.
„Es gibt bei Sport und Wirtschaft viele Gemeinsamkeiten und beide Welten sind eng miteinander verknüpft. Die Tugenden, die erfolgreiche Sportler und Sportlerinnen auszeichnen sind dieselben, die notwendig sind, um in der Wirtschaft erfolgreich zu sein“, so Simona Koren. „Am Anfang habe ich meine Vorbildrolle gar nicht so wahrgenommen, da es meiner Meinung nach um Qualifikation geht und nicht, ob man ein Mann oder eine Frau ist. Inzwischen bin ich mir dieser Rolle bewusst und ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft mehr Frauen in der Sportberichterstattung gibt“ sagte Anna-Theresa Lallitsch angesprochen auf ihre Vorreiterrolle als erste weibliche Sport-Kommentatorin im österreichischen Fernsehen.
Auf die Frage, wie es gelingen kann in Zukunft mehr Frauen in Funktionärspositionen im Spitzensport zu sehen, hat Barbara Muhr eine klare Meinung: „Das Wichtigste ist, dass „Frau“ es selbst will. Wenn man den Willen und die Leidenschaft hat, sind das die besten Voraussetzungen, um in Spitzenfunktionen erfolgreich zu sein – egal, ob im Sport oder in der Wirtschaft.“ Dem stimmt auch Martina Hatzl zu und betont, dass es mitunter auch notwendig ist, neue Wege zu bestreiten. „Es ist wichtig, dass man an seine Stärken glaubt und dass man offen für Neues ist. Bei MPG haben wir einen Frauenanteil von 66 Prozent und ich habe nie das Gefühl gehabt, dass es für Frauen eine gläserne Decke gibt, sondern, dass man bei uns im Unternehmen alles erreichen kann, egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist.“
„Männer treten im Recruiting-Prozess oft selbstbewusster auf als Frauen und haben keine Scheu, ihre Netzwerke auszunützen. Deshalb ist es wichtig, dass man als Frau sichtbarer wird, an seine Stärken glaubt und dass sich Frauen nicht gegenseitig als Konkurrentinnen behandeln, sondern sich untereinander unterstützen,“ so Monika Fuchs. Unterstützung ist mitunter auch wichtig, wenn es um die Balance zwischen Beruf und Familie geht, meint Cornelia Leban-Ibrakovic. „Man neigt leicht dazu, sich aufgrund der hohen Ansprüche an sich selbst zusätzlich viel Druck zu machen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich bewusst ist, dass nicht immer alles perfekt sein kann und ein starkes soziales Netzwerk ist in dieser Hinsicht sicher auch hilfreich.“
Erfolg als Auftrag für die Zukunft
Es freute uns als Organisations-Team sehr, dass das Thema auf so großes Interesse gestoßen war. Auch wenn uns viele anfangs etwas ungläubig begegnet waren – weil wir quasi als zwei Einzelpersonen ein solches Event organisierten, ohne, dass ein großes Unternehmen oder ein gemeinnütziger Verein im Hintergrund stand – hatte der Erfolg der Veranstaltung, die tollen Diskussionen und spannenden Beiträge an diesem Abend unseren Glauben daran bestärkt, dass derartige Initiativen wichtig sind, weil sie unter Männern und Frauen für Bewusstseinsbildung sorgen können. Denn wie Julia am Ende ihrer Moderation auch richtig betonte: „The future is male and female.“
Und weil Erfolg bekanntlich immer mehrere Mütter und Väter hat, möchte ich an dieser Stelle nicht die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer unerwähnt lassen, die bei der Organisation auch eine wichtige Rolle spielten: Die „Female Success Stories“ wurden von der Stadt Graz gefördert und weiters von MPG The Eyewear Company („Premium Plus Sponsor“), Holding Graz („Premium Sponsor“), Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Antenne Steiermark, J. Hornig GmbH, bettilicious Healthy Soulfood und Marry Icetea unterstützt.
Ein besonderes Dankeschön auch an Emilio Leitner für die Unterstützung bei der Bewerbung der Veranstaltung und für den Support am Event-Tag bzw. allen Teilnehmerinnen an den Panels, dem Team vom LENDHAFEN, sowie der „Speis am Lend“ für das Catering vor Ort. Ein spezielles Danke geht auch bei Antenne Steiermark-Moderatorin Christiane Stöckler und Ex-Golf-Nationalteamspielerin Fanny Wolte, die beide leider krankheitsbedingt kurzfristig für die Diskussion w.o. geben mussten. Danke für eure Bereitschaft dabei zu sein und die Veranstaltung über eure Kanäle zu fleißig zu bewerben.